Saturday, February 23, 2013

Engelwerk: So viel ich weiß ist dies theilweise falsch

Aus der Beschreibung des Engelwerks bei "relinfo.ch":

Die streng gehüteten und zum Teil geheimen Schriften der Bitterlich bilden die Grundlage für die Lehre des Engelwerkes. Jeder Mensch hat einen persönlichen Schutzengel, dem er sich weiht und mehrere Geleitengel, die über schwierige Lebenssituationen hinweghelfen. Bitterlich beschreibt Namen, Aussehen, Attribute und Aufgaben von über 300 Engeln. Die Engelschar unterteilt sie in neun Chöre, die jeweils in drei Hierarchien gegliedert sind. Jeder Engel hat einen dämonischen Gegenspieler. Nach Bitterlich leben wir in einer Zeit des apokalyptischen Kampfes zwischen Engeln und Dämonen. Satan sei bereits in die katholische Kirche eingedrungen. Der Mensch finde sein Heil nur, wenn er sich mit seinem persönlichen Engel mittels einer Weihe verbindet und so eine mystische Kampfgemeinschaft eingeht. Nur zusammen bilden sie das wahre Abbild Gottes. Auch jedem Ort, jedem Berufsstand, jeder Gemeinschaft, jedem Tag und jedem Teil der heiligen Messe sei ein Engel zugeordnet. Analog zum Reich der Engel beschreibt Bitterlich das Reich der Dämonen. Besonders empfänglich für Dämonen seien unter anderem Hebammen, Bauersfrauen, Zigeuner, alte rachsüchtige Bauern, schwarze Katzen, schwarze Hennen, glatthaarige Hunde, Schweine, Ratten und Schlangen. Jeder Dämon habe einen bestimmten Machtbereich, wie zum Beispiel gewisse Städte oder jüdische Händlerquartiere. Exorzismusgebete sollen regelmässig praktiziert werden.


Auseinandersetzung:

"Jeder Mensch hat einen persönlichen Schutzengel, dem er sich weiht" ... "Der Mensch finde sein Heil nur, wenn er sich mit seinem persönlichen Engel mittels einer Weihe verbindet und so eine mystische Kampfgemeinschaft eingeht."

Frage: hat mann den Schutzengel erst indem mann sich ihm weiht oder hat mann ihn sowieso ("jeder Mensch") aber mann soll sich ihm doch weihen?

Nach gewöhnlicher Catholischer Lehre (ob nun verbindlich oder nicht, jedenfalls allgemein verbreitet) hat jeder Mensch, nicht nur jeder getaufte wie es die Orthodoxen sagen, sonder wirklich jeder Mensch einen Schutzengel.* Es ist löbliche Sitte sich ihm Tag für Tag zu "weihen" wenn mann so sagen kann. "Heiliger Engel Gottes" ist das gebet welches in Frage kommt.

"Die Engelschar unterteilt sie in neun Chöre, die jeweils in drei Hierarchien gegliedert sind."

Das ja. Sie werden in jeder Präfation genannt.

"Jeder Engel hat einen dämonischen Gegenspieler."

Entweder falsch oder dieser hat dann zwei Engel gegen sich. Nicht gewöhnliche Lehre.

Von den Engeln fielen nur ein Drittel, was nun wieder gewöhnliche Lehre ist.

"Der Mensch finde sein Heil nur, wenn er sich mit seinem persönlichen Engel mittels einer Weihe verbindet und so eine mystische Kampfgemeinschaft eingeht."

So viel ich weiß ist dies nicht der Fall. Schon gar nicht im allgemeinen, warscheinlich nicht einmal in den Letzten Drangsalen. Aber das heißt nun nicht mann solle seinen Schutzengel nicht ehren oder nicht zu ihm beten, sondern mann soll es schon und zwar noch mehr als sosnt in Bedrängnissen.

Der Hl. Joseph hat Engeln gehört und gehorcht.

"Nur zusammen bilden sie [der Mensch und sein Schutzengel] das wahre Abbild Gottes."

So viel ich weiß ist dies nicht der Fall.

"Auch jedem Ort, jedem Berufsstand, jeder Gemeinschaft, jedem Tag und jedem Teil der heiligen Messe sei ein Engel zugeordnet."

Für Orte und manche Gemainschaften ganz gut möglich. Aber die Präfation und die Räucherung sind die Theile der Messe wo Engel genannt werden.

"Exorzismusgebete sollen regelmässig praktiziert werden."

War auch die Meinung des Pabstes Leo XIII. Er gab einen Exorzismus frei, der auch von Laien gesagt werden durfte oder darf. Soviel ich weiß kann ein Laie normalerweise keinen Exorzismus der Personen machen, aber schon der Zimmer oder andere Räume.

"Satan sei bereits in die katholische Kirche eingedrungen."

Auch von Paul VI gesagt: "der rauch Satans ..." - bekanntes Zitat.

"Analog zum Reich der Engel beschreibt Bitterlich das Reich der Dämonen. Besonders empfänglich für Dämonen seien unter anderem Hebammen, Bauersfrauen, Zigeuner, alte rachsüchtige Bauern, schwarze Katzen, schwarze Hennen, glatthaarige Hunde, Schweine, Ratten und Schlangen. Jeder Dämon habe einen bestimmten Machtbereich, wie zum Beispiel gewisse Städte oder jüdische Händlerquartiere."

Möglich. Ich weiß nicht wieviel davon aus dem Hexenhammer ist, oder ob dieser erlaubte Lesung ist (ich denke er kam mit der Zeit ziemlich schnell auf das Index).


Obwohl nun ein Verteidiger des Cultes des Sel. Anderls von Rinn dem Engelwerk angehörte, ist dieser nicht auf dem Engelwerk basiert und daher auch nicht von einer etwaigen Ungenauheit der Privatoffenbarungen der Gabriele Bitterlich. [... beeinträchtigt.]

Mich interessiert mehr die Privatoffenbarung von Fatima die von der Kirche anerkannt ist, und von nicht anerkannten eher ... wie heißt es nun wieder in Baskien, die Seher und Seherinnen leben - wenigstens meistens - immer noch. Garabandal war's.

In sowohl Fatima wie Garabandal waren die Seher Kinder. St Johannes vom Kreuz sagt, je leiblicher eine Offenbarung, desto warscheinlicher er sie komme vom Teufel. Nun, ich denke dies bezieht sich meist auf die Offenbarungen die mann nach der Pubertät bekommen könne. Gabriele Bitterlich war schon verheiratet als sie die ihrigen bekam. Die Kinder von Fatima und Garabandal eben noch Kinder. Und catholisch getauft und erzogen.

Heist nun nicht ich halte es für verlorene Seelen, das Corpus Operis Angelorum, aber ich möchte da nicht mit ein. Ich mag nicht zu viel auf mich auflegen. Ich bin ehemaliger Palmarianer. Aber selbst als ich Palmarianer war, verteidigte ich meistens die gewöhliche Lehre, wie ich sie vom Catechismus kannte, in zweiter Linie "Sedisvacantismus" oder besser "Anderspabstismus-als-der-in-Rom" und in dritter Linie spezielle Lehren dieser Privatoffenbarung oder Abgrenzungen gegen z B Pabst Michael vom Vatikan-im-Exil. Nun wieder wurde mir eine von denen eine zu viel. Es ist mir aber auch lästig wenn immer ohne Prozeß, wieder und wieder, das eine Mal fragt mann sich ob ich eine Privatoffenbarung habe, das andere ob ich einer Sekte angehöre. Und in beiden Fällen kommt es dadurch zum Ausdruck meine ecclesiastische Correspondenten schweigen mir gegenüber aber mir kommt so was wie die Existenz des Engelwerks providenziell vor den Augen auf das Web. Providenziell? Ja, sonst sind mir die Zufälle etwas zu unerklärlich zumal im Bezug auf das allgemeine Schweigen.

Hans-Georg Lundahl
Bibliotheke Mouffetard
St Peter Damian und St Matthias-Vigil
23-II-2013

*Selbst der Antichrist, nach dem Hl. Thomas von Aquin: er hält ihn von manchen Sünden ab.

Friday, February 15, 2013

Glaubt da wer "Harnack" über Malachias-Prophezeihung?

Dann wäre es vielleicht angeschickter seine Argumente vorzuführen oder an sein Werk (gerne mit Seitenhinweis) hinzuweisen als dieses zu produzieren, wovon ich da zitiere:

"Papstwahl - Die Weissagungen des Malachias - www.kath.de
http://www.kath.de/kurs/vatikan/papstwahl_malachias.php


Der heilige Malachias, irischer Zisterzienser-Mönch und Erzbischof von Armagh in Irland (1094/95-1148) war ein Freund von Bernhard von Clairvaux. Dieser bestätigt, dass in dessen Weissagungen nie von Päpsten die Rede war.


Erstens einmal, bitte Quelle angeben! Liste auf diesem Link ist (mit der Seitenzahl jedes Buches) zu groß um das nachzuschlagen.

"Bestätigt daß in dessen Weissagungen" ... wodurch indirect bestätigt wird daß es solche gaben ... "nie von Päbsten die Rede war" ... wo und in welchem Zusammenhang? Muß mann sagen er hätte Malachias gefragt? Darf mann annehmen er hätte etwas übersehen können und sich demnach über ein Factum irren? Und wieso kam er dazu sich darüber auszusprechen? Hat ein anderer vielleicht angenommen er habe eine solche Weissagung gemacht und hat dieser andere recht haben können? Das geht aus diesem sehr comprimierten Zitat nicht hervor.

Damit schlösse sich der Kreis – wenn es dann wahr wäre und keine Fälschung, wie schon seit dem 17. Jh. wissenschaftliche Arbeiten (Menestrier, Pastor, Schmidlin, Harnack) nachgewiesen haben.


Harnack wie in Adolf von Harnack? Was der Kerl als nachgewiesene Fälschung ansieht ... er glaubt ja nicht mal an die Vier Evangelisten! Und noch dazu von einem anderen Adolf H gelobt weil er Jesus als einen Aryer ansah!

Autoren ohne Titel klingt eher wie Name-dropping als wie wirklicher Hinweis.

Hans-Georg Lundahl
Bibliotheke Château d'eau
in Paris
Freitag nach Aschermittwoch
15-II-2013

Monday, February 11, 2013

Vater der Nazis: Herder oder Chadwick?

Es ist schon in Sibylle Tönniesens Schriften und schon davor "sibylliert" worden, daß der Romantismus, notabel der Nazionalromantismus, Vorgänger des Nazismus sei.

Ich denke da ansers. Herder, das gibt uns die Wandervögel und die Weiße Rose. Obwohl er vom Nazismus nicht abwesend ist - Goebbels hatte Geschmack - kann Herder an und für sich nicht Nazi sein. Da muß schon was ganz anderes dazukommen. U. zw. in solchen Dosen, daß Herder nur noch als Quelle oder Schmuck, aber nicht mehr als Meister dasteht. Ähnlich wie Christus unter den Modernisten, unter denen deren Meister Galileo und Darwin heißen. Und Malthus.

Wenn nun Herder im Romantismus so zum Nazismus steht wie Christus im Christenthum zum Modernismus - wer ist dann etwa so den Nazis wie Galileo und Darwin (vielleicht auch Malthus) es Herrn Bultmann waren?

Nun, einer dieser Meister heißt Ambition, manchmal auch Chutzpah gennant. Ein Blick auf die Familie Goebbels gäbe uns einige Aufschlüsse über Chutzpah wie auch über Masada.

Aber Ambition heißt auch Plan, und Plan braucht Karte - die Ambition von Long John Silver und von Herrn Trelawney brauchte die Karte der Schatzinsel. Gab Herder den Nazis ihren Plan?

Ich denke nicht. Herder interessierte sich für Dinge wie Nibelungenlied oder Ilias und Odyssée. In beiden finden wir "edeler Recken Strîten" was uns, in Bezug auf Drittes Reich ungefähr soweit bringt wie der Antikommunismus der Operation Barbarossa. Aber wirklich nicht zum Massaker der Synagoge Warschaus oder zu Dachau.

In Nibelungenlied ist Sigfrid zwar ambitiös, aber nicht grausam.

Ein englischer Bewunderer des Nibelungenlieds und des Rings vom Wagner (Libretto wie Musik), bedankte sich einmal an den Nazis (siehe Essäensammlung First and Second Things). Warum? Weil die Nazis gemeldet hatten, nicht Sigfrid sondern Hagen sei nun das wirkliche Vorbild deutschen Geistes. Dadurch, so C. S. Lewis, haben die Nazis gezeigt daß sie mit den Nibelungen gar nichts gescheites anfangen, sie verstehen das Ethos der Heldensage nicht. Sie bleibt - ob bei Wagner oder beim Poeten des Zwölften Jahrh:s - Besitz anständiger Leute.

Ich denke, Herder hätte schon Herrn Lewis Recht geben müssen.

Woher stammt dann der Plan der Nazis, oder deren Schlimmsten, wenn nicht aus dem Nibelungenlied (das sie so lesen wie ein Satanist die Bibel ließt)?

Ich meine, sie haben was von Chadwick gelernt. Vielleicht auch oder noch mehr von Wilamowitz. Eher das als Herder.

Wieso nun das?

Nun, Herder interessiert uns (und sich) für Nibelungenlied und Ilias und Odyssée etwa im Sinne "Vox Populi, Vox Dei".

Chadwick suchte in dem einen Gedicht (mitsamt den nordischen und englischen Parallelen dazu) Aufschlüsse über auch die rauhesten historischen Tatsachen des Heroischen Zeitalters der Völkerwanderung, in den beiden anderen über das Heroische Zeitalter der Achäer.

Wilamowitz wollte die Ilias auf eine viel brutalere Ur-Ilias zurückführen, auf einer reinen Achilleis, wo aber Achilleus reuhelos das Leichnam Hektors doch entgültig schändet. Was Quatzsch ist, da Hektors Gebeine zu Theben kamen.

Und die Aufschlüsse die Chadwick uns gibt über die Relation zw. Achäer und Pelasger ist etwa eine Parallele zu Spartiaten und Heloten. M. a. W. die Raubgier die in der Tatsächlichen Operation Barbarossa und noch mehr vielleicht in der Besatzung Polens durch den Nazis (aber auch durch Kommunisten bei Katyn) zu Ausdruck kamen.

Sachen die wir in der Ilias und in der Odyssée ganz und gar nicht erstrangig finden. Sachen die wir im Rückblick - ob nun realistisch oder falsch rekonstruiert - der Herrschaften Wilamowitz und Chadwick auf Realitäten hinter dem bewahrten Text der drei Gedichte schon finden.

Mann wird nicht Räuber weil ein Held vor einem gepriesen wird. Mann wird nicht Räuber weil der gepriesene Held in Wirklichkeit ein Räuber war. Mann wird es manchmal nur wenn mann zuerst versucht Held zu sein und dann findet Räuber ist doch einfacher. Aber auch dann wenn mann selbst dessen bewußt ist, das es ein Räuber ist, der als Held gepriesen wird.

Nehmen wir an, Chadwick hätte Recht gehabt über die Realitäten des Heroischen Zeitalters in seinen beiden Epochen, Achäer und Burgunder, Lykier und Hunnen mit Ostgothen.

Nehmen wir an, diese Realität kommt als Gedächtniserbe und auch sonst als Erbe an Leuten die anständiger geworden sind. Sei's durch Christenthum, oder sei's durch aus äußeren Feinden aufgezwungene Bescheidenheit und Versöhnung. Homerus war bestimmt anständiger als Agamamnon und Achilleus. Der Nibelungendichter war christlicher und anständiger als Hagen und als Kriemhild. Weder der eine noch der andere, auch nicht deren Gönner unterdrückten ihre Bauern wie ... nun, wie es Spartiaten mit Heloten machten oder wie es Nazis mit den Polen machen wollten. Oder Stalin mit der Ukraine.

Über Bauern ist im Nibelungenlied und in der Ilias so gut wie nichts gesagt, in der Odyssée und in der Ilias ein wenig mehr durch den Schweinehirt Eumäus. Brutale Unterdrückung der Armen wird in der Odyssée nur durch den Freiern Penelopens begangen. Etwa wie Beowulf under Heiden spielt aber der christliche Poet kein Heidenthum schildert.

Die Stimme der Völker sagt nicht immer direct was das Volk unter seinen Unterdrückern leidet. Aber sie wird nie und nimmer den Unterdrückern die Tyrannei recommendieren.

Vox Populi, Vox Dei.

Homerusque, Nibelungorumque poeta, Herderusque, ab accusationibus falsae Sibyllae cognomine Tönnies aliorumue absoluuntur.

Hans-Georg Lundahl
Bibl. Univers. Nanterre
Tag der Marien-Offenbarung
in Lourdes
11-II-2013

PS, Chadwick und Wilamowitz kenne ich hier durch Lesung anderer Autoren, Walter Leaf und Bowra.